SILVIO BUCHER INNENDEKORATEUR
Wir versuchen immer, die optimalste Wirkung zu erzielen und gleichzeitig den historischen Gegebenheiten gerecht zu werden.
In diesem Zustand ist es zu uns gekommen. Ein gaufrierter Mohair-Velours in Grossvaters Lieblingsfarbe überzeugt heute nicht, zumal die Musterung Barock ist!
Das Blindgestell ist aus Weichholz und arg zersplittert. An den Armlehnen wurden ganze Partien mit Altholz ergänzt. Alle Fehlstellen wurden mit "2K platisch Holz" gefüllt.
Die Zargen waren ursprünglich recht hoch, darauf war wohl ursprünglich ein Gurtenbett mit primitiven Metallfedern. Später wurde das Holz ausgesägt, um eine freifedernde klassiche Polsterung zu ermöglichen. Dieser Zustand wurde belassen.
Die flachen Holzteile bekamen eine neue Schellack-Politur, die Verzierungen eine Ölvergoldung mit Patina.
Hier wurden die offensichtlich später aufgesetzten Schweifungen auf dem Rahmen des Rückenpolsters bereits entfernt.
Ein Einblick in die Klassische Polsterung des Rückens. Bei der Restaurierung von wertvollen Stücken werden von uns immer die authentischen Techniken angewendet. So kamen hier ganze 33 handgeschnürte Rückenfedern zum Einsatz. Auf diese Federung kam, wie bei den anderen Teilen, eine Polsterung aus Kokosfaser und Rosshaar.
Die Unterteilung in drei Plätze erfolgte erst über dem fertigen Weisspolster. Die genaue Einteilung konnte erst nach dem Eintreffen des Bezugstoffes erfolgen und wurde mittels Papierschablonen lange geplant.
Alle Stoffteile wurden händisch aufgenäht bzw. zusammengenäht, dies alles natürlich musterpassend....
Der Fond dieser Gaufrage ergibt einen gewissen "Waffel-Effekt" und folgt genau der Biegung der Polsterteile. Auch die Kordel wurde als Möbelschnur von Hand aufgenäht.
Hier das ganze im sanften Morgenlicht..... Zwei lose Polsterkissen sind eine Zugabe.
Auch die dreidimensionale Wirkung ist äussest imposant....
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Provenienz: wohl Süddeutschland, evtl. Österreich
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Zeit: ca. 1830
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Bahnkleber: xx nach Rheineck
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Standort 19. Jhdt.: unbekannt
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Zustand 19. Jhdt.: unbekannt, diverse Bezüge hinterlassen ausserordentlich viele Nagellöcher...
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Standort 20. Jhdt.: bis ca. 1980 Hotelhalle, Ostschweiz
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ca. 1980: im Handel, Ostschweiz
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ab ca. 1980: Privatbesitz, St. Gallen
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bis 2013: unrestauriert im Keller, St. Gallen
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Zustand 20. Jhdt.: Anfang 20. Jhdt. umgearbeitet, beim Rücken wurde eine Schweifung aufgesetzt, die Zargen wurden heruntergesägt und die Verstrebungen entfernt, um einer klassischen Polsterung mit grossen Stahlfedern Platz zu machen. Die Beine wurden leicht verkürzt und frisch befestigt.
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Standort 21. Jhdt.: 2013 Internet-Auktion, siehe Foto 2.
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2014-15: Römerweg 1, Zofingen
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bis 2015: Restaurierung und Rekonstruktion
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Zustand 21. Jhdt.: Beim Rücken wurde die Schweifung entfernt, die Zargen wurden belassen und neue Bretter als Federgrund montiert. Die anschliessende klassische Polsterung orientiert sich an den Techniken und Formen der 1840er Jahre. Auf gänzlich historische Techniken wurde verzichtet. Die geschnitzten Teile wurden vergoldet (Mixtion mit 23 Kt. Blattgold), dies kann nach Bedarf rückgängig gemacht werden.
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Velours gaufré: Lelievre Paris
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Kordel : Herma AG Lenzburg
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Mitarbeiterinnen: Nathalie Giger, Romina Herzog, Judith Gerber
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Gesamtleitung: Silvio Bucher